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Daniel Hope: Zwei Kontinente, drei Orchester - Daniel Hope: Zwei Kontinente, drei Orchester

Unser Kolumnist traf im kanadischen Ottawa Alexander Shelley, den neuen Leiter des National Arts Centre Orchestra. Doch der britische Dirigent hat viele Heimaten.

crescendo: Alexander, wir führen das Interview auf Deutsch, in Ordnung?

Alexander Shelley: Klar, go ahead!

Du bist inzwischen Musikalischer Leiter in Ottawa beim National Arts Centre Orchestra, außerdem Principal Associate Conductor beim Royal Philharmonic in London, und du bist immer noch Chefdirigent in Nürnberg. Wann ist bei dir eigentlich das Ende der Fahnenstange erreicht?

Ach, im Moment habe ich eine echt schöne Zeit, schließlich darf ich mich sehr verschiedenen Projekten widmen. In Nürnberg haben die Symphoniker mit mir gemeinsam vieles aufgebaut. Jetzt kommt mit Ottawa eine sehr interessante Aufgabe hinzu: Wir musizieren nicht nur für die Stadt, sondern bestimmen national ein Stück mehr das Gespräch rund um Musik, Kultur und Kunst, außerdem dürfen wir visionäre Projekte auf die Beine stellen. Wir werden zum Beispiel im Laufe der Saison vier große Uraufführungen realisieren.

Wie würdest du hinsichtlich des Publikums die Unterschiede zwischen Kanada und Deutschland charakterisieren?

Ich weiß nicht, wie du das siehst, aber ich habe den Eindruck, dass es überall auf der Welt sowohl konservatives als auch weniger konservatives Publikum gibt. Nehmen wir doch gleich Ottawa: Mein langjähriger Vorgänger, Pinchas Zukerman, hat auf allerhöchstem Niveau das klassische Kernrepertoire angeboten. Jetzt haben wir einen neuen Weg eingeschlagen. Das Publikum ist teilweise noch dasselbe wie vorher, aber inzwischen konnten wir auch neue Publikumsschichten erschließen.

Derzeit leitest du auf zwei Kontinenten drei Orchester und gehörst zu den führenden Dirigenten der jüngeren Generation. Wie wichtig ist es, als junger Künstler heutzutage überall präsent zu sein?

Wenn ich für mich spreche, dann bin ich deshalb in dieser Situation, weil ich sehr gerne arbeite, vielleicht sogar ein Stück weit süchtig danach bin. Ich liebe die Musik, ich liebe zu dirigieren, zu lernen, zu reisen und Menschen kennenzulernen. Generell würde ich jedoch sagen, dass es heutzutage unterschiedliche Karrieremodelle für Dirigenten gibt. Viele konzentrieren sich nur auf zwei Orchester ohne irgendwelche Gastdirigate, andere wiederum wollen erst gar keine feste Anstellung.

Eines musst du mir noch verraten: Wie kommt es, dass du so perfekt deutsch sprichst? Das ist ja noch besser als meins!

Na ja, ich habe halt in Deutschland studiert, bin mit achtzehn nach Düsseldorf gekommen. Dazu kommt, dass an der Düsseldorfer Musikhochschule vorwiegend Deutsche und ein paar Koreaner studiert haben. Insofern hatte ich die Wahl zwischen Koreanisch oder Deutsch. Ich habe mich der Einfachheit halber für Letzteres entschieden. Außerdem ist es für mich ein großer Gewinn, diese Sprache zu sprechen: Deutschland und Österreich sind Länder der Kultur. Das dortige Kulturbewusstsein ist ein Schatz für die ganze Welt.

Danke für das schöne Schlusswort.

You’re welcome.


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